08 April 2011

Mein Chef und ich


Stell Dir vor, Du arbeitest unschuldig und vielleicht ein bisschen angespannt vor Dich hin und plötzlich passiert Dir ein Fehler. Als hätte Dein Chef es geahnt, stürmt er an Deinen Arbeitsplatz und baut sich knurrend und mit hochrotem Kopf vor Dir auf.

„Was war DAS denn jetzt? So ein blöder Fehler, der kann nur einem Idioten wie Dir passieren. Je-des-mal machst Du wieder diesen Mist. Wann lernst Du es endlich? Du bist so dämlich, Du hast den IQ eines Schwarzbrotes. IMMER passiert Dir das. Du lernst es NIE! Reiß Dich mal zusammen und mach es ENDLICH mal richtig, Du Hornochse.“

Dann dreht er sich um und stapft noch immer schnaubend in sein Büro zurück.

Mal ehrlich, wie ärgerlich wärest Du jetzt? Wie konzentriert könntest Du mit diesem Druck und nach diesen Beleidigungen jetzt noch Deine Aufgabe machen? Wahrscheinlich bist Du so damit beschäftigt, erschrocken, unsicher und wütend zu sein, dass Du keinen klaren Gedanken mehr fassen kannst. Deine Motivation, nach einer eleganten Lösung zu suchen und es beim nächsten Mal einfach besser zu machen, ist wahrscheinlich auf dem Nullpunkt. Wo ist das Mauseloch, in das Du Dich verkriechen kannst…

Aber überleg einmal, wie oft man mit sich selbst so redet, wenn man etwas falsch macht. Klingt das vielleicht so ähnlich? Falls ja, ist man gerade dabei, sich selbst für eine Kleinigkeit mit einem Vorschlaghammer auf den Kopf zu hauen. Der cholerische Spinner von Chef sitzt oftmals im eigenen Kopf und meckert und krittelt vor sich hin. Das verspricht nicht gerade ein frohes Schaffen.

Und mit großer Sicherheit kommt auch noch Angst vor dem nächsten Fehltritt dazu. Man verspannt sich daraufhin im Ganzen noch mehr, weil man sehr angestrengt Fehler vermeiden will. Und wie gut das klappt, kann man sich denken. In dieser Anspannung nimmt man bestimmt schon Anlauf für das nächste Fettnäpfchen, in das man hineinstolpern wird.

Was könnte da helfen? Vielleicht wäre ein entspannterer Umgang mit Fehlern besser. Entspannung trägt dazu bei, aufmerksamer bei den Dingen zu sein, die man tut. Der Verstand ist konzentriert und ist nicht im Tunnelblick der Angst und Anspannung eingesperrt. Man hat mehr Möglichkeiten, auch mal in eine andere Richtung zu denken, eine noch bessere Lösung zu finden oder die Aufgabe geht einem mit mehr Leichtigkeit von der Hand.

Was würde denn ein guter Chef tun, wenn ein Fehler passiert? Was würdest Du als Chef sagen?

Tja, nun ist es passiert. Aber das ist kein Weltuntergang, schau es Dir noch einmal genau an, dann machst Du es eben noch einmal sorgfältig. Mach jetzt eine kurze Pause, streck Dich, atme durch, hol Dir etwas zu Trinken und dann setzt Du Dich wieder dran. Niemand ist perfekt und das nächste Mal machst Du es besser.

Wie wäre es, dem cholerischen Chef sofort und fristlos zu kündigen? Er hat seine Sache bisher ziemlich schlecht gemacht, denn er hat behindert, demotiviert, Anspannung und Ärger verbreitet. Und ein entscheidendes Detail hat er dabei völlig vergessen, dass der eigentliche Chef nämlich immer noch DU SELBST bist.

2 Kommentare :

  1. Dies ist ein origineller und für mich sehr anregender, wertvoller Beitrag zum Thema Selbstliebe - vielen Dank! Wenn mensch dabei auch noch schmunzeln kann...wunderbar!
    Liebe Grüße
    Marina Kaiser

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  2. Vielen Dank für die freundliche Nachricht, ich freue mich sehr. Ja, das Schmunzeln darf man tatsächlich nicht vergessen, auch wenn es ein eigentlich ein ernstes Thema ist. Wohin kämen wir, wenn wir das Wichtige nicht auch mit einem Augenzwinkern sehen könnten...

    Herzliche Grüße
    Mona

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Herzlichen Dank für Deine Nachricht ... Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ

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