Sich selbst etwas Gutes zu tun, ist ein wirksames Gegenmittel gegen den Novemberblues, um dunkle Gedanken und Kühle aus dem Körper und dem Herzen zu vertreiben. Sich schon einmal um Weihnachtsgeschenke für die Lieben zu kümmern und zu überlegen, womit man einem Menschen eine Freude bereiten kann, hellt den Tag ebenfalls ungemein auf. Aber noch ist es nicht an der Zeit, die Gaben zu verteilen und sich über die Freude der anderen zu freuen. Dabei ist es so schön, in ein neugieriges Gesicht zu schauen, während der Beschenkte das bunte Papier löst. Und noch schöner ist es, Freude und Dank in diesem Gesicht zu lesen, weil man die Freude des anderen einfach mitempfinden muss. Schon ist ein Licht im eigenen Herzen und auch in dem des Anderen angezündet und leuchtet aus den Augen heraus. Schenken macht eigentlich ebenso viel Spaß wie das Erhalten eines Geschenks, vielleicht sogar noch ein bisschen mehr.
Noch wunderbarer ist das Schenken, wenn eigentlich kein Anlass dazu besteht. Einfach so, weil man gerade Lust hat, jemandem ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern, der es vielleicht auch gerade gut gebrauchen kann. Heute sah ich einen Ladeninhaber, der gerade dabei war, lauter kleine Päckchen in Geschenkpapier einzuwickeln. Als ich bemerkte, dass es sehr löblich sei, schon jetzt Geschenke für Weihnachten einzupacken, lächelte er und erzählte mir, was es damit eigentlich auf sich hatte. Bei ihm kaufe eine Dame ein, die recht begütert sei. Jedes Jahr um diese Zeit bestelle sie einige Dinge bei ihm – für 10 bis 20 EUR – und wünscht sich von ihm, dass er ihr diese Dinge schon einpacken möge, damit sie sie gleich verschenken kann. Sie fährt mit dem Taxi vor den Laden und er gibt ihr die kleinen Sachen gleich in die Hand, damit sie nicht extra aussteigen muss. Sie kann dies wohl immer kaum erwarten, weil es ihr ungeheuren Spaß macht, ihre Mitmenschen zu überraschen. Sie beschenkt Menschen, die sie mag, Fremde, die ihr begegnen (z.B. der Taxifahrer, der sie gerade chauffiert) und freut sich über die glücklichen Gesichter.
Eigentlich kann man sich diesen Spaß doch auch jetzt schon einmal gönnen. Es muss ja nicht viel und auch nichts Teures sein. Es kann sogar etwas sein, was schön ist, aber was man eigentlich nicht mehr benutzt. Ein Buch, eine CD, ein kleines Schmuckstück, ein Kleidungsstück, ein hübscher Stift – irgendetwas, mit dem man Freunden oder Familienmitgliedern eine Freude bereiten kann. Man könnte ja bei jemandem etwas „vergessen“, das derjenige erst entdeckt, wenn man schon gegangen ist oder heimlich etwas vor die Tür legen. Auch eher fremden Menschen kann man ganz leicht eine kleine Freude machen. Netten Arzthelferinnen, Krankenschwestern, Verkäufern, die man sympathisch findet, könnte man einen kleinen Nikolaus in die Hand drücken. Wenn der Chef vom „alten Schlag“ ist, weiß er noch, dass nun auch einmal die Putzleute, die Empfangsdamen und –herren, der Hausmeister dran sind, um sich bei ihnen zu bedanken, dass sie mit allen möglichen Dingen für einen reibungslosen Alltag sorgen. Falls der Chef das nicht mehr kennt, wäre es doch gut, ihn auf so etwas aufmerksam zu machen, oder?
Eine Karte an jemanden zu schreiben, einfach nur, weil man gerade an sie oder ihn gedacht hat, ist auch immer ein kleiner Aufheller des Tages. Viele von uns bekommen Rechnungen und Werbung zu Hauf, da ist ein handgeschriebener Gruß, ein Gedicht, ein schöner Spruch schon zu etwas Besonderem geworden. Es ist einfach wohltuend zu wissen, dass jemand an einen gedacht hat. Es gibt übrigens auch im Internet Seiten, bei denen man virtuell eine Kerze für einen Menschen anzünden kann, um ihm Glück zu wünschen oder um gute Gedanken zu verschicken. Hier findest Du zum Beispiel so etwas
http://www.vollmond.info/de/wunschkerzen/
http://www.onlinekapelle.de/
(Kleiner Tipp: Klicke auf die Kerzen rechts im Bild)
Die höheren Weihen des Schenkens gehen noch weiter, indem man z.B. unerkannt etwas schenkt. Man könnte ein paar Nachbarn bei Nacht und Nebel einen kleinen Nikolaus auf die Fußmatte legen. Kleine eingepackte Dinge könnte man in Bus oder Bahn hinterlegen mit einem Zettel für die Finderin oder den Finder, indem man ihr oder ihm Freude damit wünscht. Man könnte kleine Zettel mit der Aufschrift „Hab einen schönen Tag“, „Schön, dass es dich gibt“ oder mit einem Smiley darauf auf dem Weg durch den Tag verteilen. Ein paar der Entspannungskärtchen in der Bahn „liegen gelassen“, haben auch schon einige Leute erfreut und zum Lachen gebracht. Allein die Vorstellung, dass jemand dies verwundert und neugierig in die Hand nimmt und liest und sich freut, dies gefunden zu haben, versüßt einem schon den Tag, ganz zu schweigen von dem des Finders. „Irgendjemand da draußen hat mir ein Geschenk gemacht, ich habe heute einfach Glück“, bleibt dann als Botschaft bei diesem Menschen zurück.
„Der Welt“ etwas zu schenken, ohne Dank oder eine Gegenleistung zu erwarten, macht auch schon glücklich. Das Leben an sich wird dadurch nicht besser, ebenso wenig wie die Menschheit schlechthin. Aber die Finder erleben einen Moment der Freude und es rettet ihnen vielleicht sogar den Tag. Allein dieses Wissen lässt schon ein wenig Wärme im Herzen Einzug halten, im Herzen des Beschenkten und in dem des Schenkenden. Und erstaunlicherweise fühlen sich Menschen, die schenken können – einerlei wie viel oder wenig sie besitzen –nicht arm, eben weil sie etwas geben können. Für ein Ehrenamt fehlt vielen von uns häufig die Zeit, aber dieses Geben im Kleinen ist auch eine Art, um für die Mitmenschen tätig zu sein.
Na, bist Du auf den Geschmack gekommen? Dann kommt hier ein kleines Geschenk für Dich. Es hat auf jeden Fall einigen Menschen im Arbeitsamt von Madrid eine schöne Überraschung bereitet, die dies sicherlich gerade gut gebrauchen können. Hab viel Freude beim Anschauen und ich wünsche Dir einen schönen Tag.
Liebe Lebenslilie!
AntwortenLöschenDanke für die tollen Anregungen, ich habe mir das anonyme Schenken an die Nachbarn rausgesucht und ihnen nach Art der Heinzelmännchen eine Kleinigkeit vor die Tür gelegt. Wir sind nicht so viele Parteien im Haus, da konnte ich das gut machen. Ich habe nämlich ziemlich viel Weihnachtsschmuck, der sich mit den Jahren angesammelt hat und habe so einiges aussortiert. Von einer älteren Dame weiß ich schon, dass sie sich sehr gefreut hat und am Wochenende zum ersten Advent ihren selbstgemachten Tannenkranz damit schmücken wird. Ihre Augen haben richtig geleuchtet, als sie mir erzählte, dass ihr jemand etwas auf die Fußmatte gelegt hat und sie rätselt, wer das wohl gewesen sein könnte. Sie hat mich unter anderem in Verdacht gehabt, aber ich habe nichts gesagt und natürlich auch vor meine Tür etwas gelegt.
Es gibt auch einen alleinerziehenden Vater bei uns im Haus und seine kleine Tochter sagte, dass bestimmt ihre Mutter als Engel aus dem Himmel gekommen sei und ihnen allen etwas geschenkt hat. Ist das nicht toll?
Und ich selbst fühle mich sehr beschwingt und habe meinen Novemberblues damit ein wenig verscheucht.
Schöne Grüße von Alma
Liebe Alma,
Löschenwie wunderbar, dass Du diese Idee gleich in die Tat umgesetzt hast. Die Geschichten, die Du erzählst, haben mich sehr berührt. Man ahnt ja manchmal gar nicht, was für eine Freude man seinen Mitmenschen mit solch kleinen Dingen bereiten kann. Toll, dass es bei Deinen Nachbarn und auch bei Dir so gut gewirkt hat.
Hab ein schönes erstes Adventswochenende
Deine Lebenslilie