27 Januar 2015

Mein Körper rät mir… ° Von guten Beziehungen


Darüber, wie man den Geist trainieren und beherrschen soll, gibt es lange Regalwände voller Bücher und unendlich viele Kurse. Der Körper muss ebenfalls gehorchen, so sagt die Vernunft, der Geist und eigentlich jeder, der es wohl gut meint mit der Gesundheit. Auch der Körper muss sich tausenderlei Kuren und Übungen unterwerfen, muss schön, schlank, einsatzbereit und fit sein. Und wenn er dann einmal meldet: Ich brauche jetzt etwas Ruhe!, wird häufig nicht auf ihn gehört.

Man fühlt sich zwar müde oder erschöpft und eigentlich müsste man jetzt einmal eine Pause einlegen. „Ja, das mache ich auch gleich, aber erst muss ich noch dies zu Ende führen oder das erledigen“, ist eine doch recht bekannte Reaktion. Der Geist hat die Befehlsgewalt, wenn er sagt, dass man nur noch eben schnell etwas tun muss. Aus dem „eben schnell“ wird bekanntlich auch gern mal eine Stunde, ein ganzer Abend oder mehrere Tage, das kennt man ja, nicht wahr?

Wie es einem ergeht, wenn man so z.B. mit einem Kind verfährt, weiß man auch zur Genüge. Bei friedlichen Gemütern wird der Aufschub zunächst halbwegs klaglos akzeptiert. Aber nach immer weiterem Vertrösten wird selbst der beherrschteste Charakter irgendwann ungehalten. Häufig wird es dann laut und tränenreich, wenn ein Mensch kein Gehör findet für seine Bedürfnisse.

Kinderkram?

Folgt nun daraus, dass der Körper wie ein Kind ist? Gute Frage! Wenn man auf ihn hört, wirklich hört, ist er zufrieden, mobil, gesund und erfreut einen mit seinen Sinneseindrücken. Wie erfahren Genuss, Spannkraft, feine Wahrnehmung, Reaktionsfreude und der Körper setzt auch gute Grenzen, wenn es genug ist mit Spannung, Tun, Essen etc. Wenn jedoch der Geist mit seinen Vorstellungen, Ängsten und Konditionen immer die Oberhand hat, wird der Körper schnell zum Befehlsempfänger, zum treuen Zinnsoldaten, der so zu marschieren und zu exerzieren hat, wie sich der Mensch das vorstellt.                         klick zum Vergrößern!
Mein Körper ° Robert Gernhardt

Sobald es aber zu viel wird und der kluge Körper erkennt, dass sein ganzes System ausruhen muss, damit es im gesunden Zustand erhalten bleibt, gibt er zunächst zarte Hinweise. Dahinter stehen Langmut, Geduld, der Wille, den Menschen in seinem Streben in der Welt voranzubringen und sein Leben und die Gaben zu nutzen und zu genießen. Er macht bereitwillig mit, wenn Pläne ausgeführt werden sollen, schenkt dem Geist die Kraft, Dinge zu durchdringen und auszuführen. Und er stoppt und erhebt Einspruch, wenn es zu viel zu werden droht oder schon zu viel geworden ist. Das ist nicht kindlich sondern scheint eher ein Zug eines erwachsenen, umsichtigen und verantwortungsvollen Wesens zu sein.

Beziehungsprobleme!

Warum also überrennt man ihn so oft und spannt ihn ein oder beschimpft, maßregelt und bemängelt ihn sogar wie häufig traurigerweise Kinder behandelt werden? Sie haben nicht die Macht, sich wirkungsvoll zu wehren und müssen erst laut und ungenießbar werden, bis man auf sie hört. Und selbst dann hagelt es manchmal Sprüche wie: „Jetzt reiß dich aber mal zusammen!“, „So geht das aber nicht!“, „Was soll denn das Theater schon wieder?“, „Solange du so bist, höre ich dir gar nicht zu!“ … Da geht wohl einiges schief im Verständnis und in der Verständigung. Würde man mit einem Erwachsenen so reden, wenn er auf angemessene Weise etwas anmeldet? Wohl kaum, es sei denn, man ist so sehr gefangen in den eigenen Vorstellungen, dass man nichts anderes mehr wahrnehmen kann. Oder man ist schlimmstenfalls getrieben von Macht- oder Kontrollsucht, Angst, Gier und dergleichen.

Es scheint ratsam zu sein, den Körper doch eher verständig und gleichberechtigt zu behandeln und nicht wie eine aufsässige, quengelige Göre. So, wie man etwa einen unterstützenden und liebevollen Lebenspartner behandelt. Dann herrscht Einklang und die „innere Ehe“ ist erfüllend und gedeiht prächtig. In guter Beziehung zu stehen, auf Augenhöhe und in einvernehmlichem Miteinander zu stehen, wird vor diesem Hintergrund vielleicht etwas ersichtlicher. Dann verzeiht man auch einmal Launen oder verquere Taten und Wünsche. Da der Körper, das „alte Haus“, nun mal immer bei einem ist, sieht und hört er alles. Behandeln wir ihn gut, hören wir auf ihn, wenn er sich meldet, denn das, was er zu sagen hat, ist lebenswichtig.

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