Manche Dinge sind doch ziemlich klein oder erscheinen auf den ersten Blick zumindest so. Bei genauerer Betrachtung haben sie jedoch oft eine große Wirkung oder stehen für eine größere Wahrheit. Wenn z.B. die Schneeglöckchen* aus der Erde schauen, ist es ein Zeichen, dass sich die Natur wieder daran erinnert zu wachsen und neu zu werden. Der lange Schlaf im Winter war wie ein großes Vergessen dessen, was das Leben ausmacht, nämlich zu wachsen, sich zu wandeln und sich wieder zu entwickeln. Selbst wenn wir die veränderten Temperaturen nicht recht wahrnehmen könnten, würden uns doch solche kleinen Gewächse zeigen, dass der Kreislauf des Lebens wieder begonnen hat. Wachstum und Veränderung kündigen sich häufig durch Kleinigkeiten an und so manche Wahrheit dahinter ist groß und einfach, so einfach, dass sie fast als nicht ernstzunehmend erscheint. Aber vielleicht weiß man auch zu wenig über sie und hat sie noch nicht genügend angeschaut, um sie zu bemerken.
Viele Dinge dagegen erscheinen uns als groß und wichtig. Sie haben die Angewohnheit, eher verwickelt zu sein, Gesetzen zu folgen, die schwer zu verstehen sind. So manches Alltagsding kostet viel Kraft und Energie, bekommt eine große Bedeutung, weil man es für bedeutsam hält. Die Nahrung dieser vermeintlich großen Dinge ist die Energie und die Aufmerksamkeit, die man ihnen schenkt. Aber tragen sie wirklich etwas in sich, was groß ist, was innere Freiheit und Verstehen der Zusammenhänge ermöglicht? Oder sind es doch eher „Scheinriesen“, wie man sie von Lukas und Jim Knopf kennt? Sind sie als Tatsache gegeben oder von Menschenhand gemacht und von Menschengeist erdacht? Oft drängt sich der Eindruck auf, dass diese Dinge, denen wir Wert beimessen, eher dazu dienen, uns vor anderen und uns selbst wichtig erscheinen lassen. Sie können uns mehr Kraft kosten als sie uns geben und zu viel Platz im Leben einnehmen. Sie bekommen den Platz, den man diesen Dingen einräumt.
* Schneeglöckchenextrakt (Galantamin) wird zur Verzögerung von Alzheimer-Demenz leichten und mittleren Grades eingesetzt, um das große Vergessen, den „Winter des Geistes“, aufzuhalten oder zu verlangsamen.
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