11 Januar 2015

Ein guter Vorsatz fürs neue Jahr


Woher kommt eigentlich diese Eigenart der Neujahrsvorsätze? Was wollen wir damit erreichen? Was immer es an Klassikern gibt – abnehmen, mit dem Rauchen aufhören, endlich Sport machen, einen Liebsten oder eine Liebste finden, einen besseren Job finden etc. – man kann es doch vielleicht auf einen Nenner bringen. Wenn ich X erreiche, dann wird mein Leben besser! Dann werde ich beliebter, erfolgreicher, gesünder, attraktiver… Kann man denn sicher sein, dass damit das Leben besser wird?

Man könnte sich ja auch die Frage stellen: Woran merke ich denn, dass mein Leben besser wird? Kann man das messen? Möglicherweise sucht man aber nach einer Qualität, die man weder messen, wiegen noch zählen kann, nämlich das Glück selbst. Das Glück jenseits aller Bedingungen und Selbstoptimierung, denn dieses „wenn – dann“ geht ja häufig ziemlich schief und ist eine recht zeitaufwändige Angelegenheit.

Hier könnte man doch einmal etwas Anderes ausprobieren. Wie wäre es mit:

„Tu mehr Dinge, die Dich glücklich machen!“


Tu einfach Dinge, bei denen Dein Herz lächelt. Dinge, bei denen Du die Zeit vergisst. Dinge, zu denen Du plötzlich viele Ideen, Bilder, Melodien vor Auge und Ohr hast. Tu etwas, bei dem Du unbeschwert und fröhlich oder sogar ausgelassen bist. Tu Dinge, bei denen Du Dich innerlich leichter und größer fühlst.

So einfach soll das sein? Gegenfrage: Warum nicht? Wenn ich glücklich bin beim Singen, Tanzen, beim Wandern, im Zusammensein mit lieben Menschen, in der Natur, beim Arbeiten mit den Händen und so weiter, kann ich es doch einfach tun. Das, was mich daran hindert, bin im Grunde nur ich selbst.

„Ich habe keine Zeit“ gilt nicht, denn man kann sich durch ein wenig organisatorisches Geschick Zeit schaffen. Wenn ich zum Zahnarzt gehen muss, hole ich mir einen Termin. Das geht ja auch. Dann müssen die lieben Mitmenschen auch einsehen, dass dies notwendig ist. Warum soll also mein Glücksgefühl nicht wichtig sein? Nebenbei bemerkt, werden die anderen auch spüren, wenn Du ausgeglichener und fröhlicher bist und das wird ihnen sicherlich keinen Kummer bereiten.

„Ich kann aber nicht gut singen (tanzen, basteln, schreiben …)“ Wozu beurteilen, wenn Dir das Tun an sich einfach Spaß macht? Der Vorsatz, eine Aretha Franklin, ein Nurejew, ein umschwärmter Aktionskünstler oder ein Goethe zu sein, ist ja nicht gefragt. Davon abgesehen gäbe es z.B. keine Chöre und die Spezies Tanzlehrer würde aussterben, wenn nur die größten Talente sich bei ihnen einreihen dürften.

„Ja, was bringt das denn?“ Willst Du partout etwas Messbares haben? Dann schreib jetzt etwas über Dein Lebensgefühl auf, über die Anzahl von Menschen, mit denen Du Dich wohl fühlst, über Deine Laune, Deine Lust, morgens aufzustehen etc. Heb den Zettel in einem Umschlag auf, verlebe ein Jahr mit regelmäßigem glücklichem Tun und lies am Ende des Jahres, was Du zuvor aufgeschrieben hast. Vergleiche einmal, wie es Dir jetzt geht.

„Aber ich muss doch so viele Dinge erledigen!“ Ist Leben ausschließlich eine Aneinanderreihung von Erledigungen? Wir haben das Glück, ein Menschenleben geschenkt bekommen zu haben und nicht das einer Ameise. Und wenn wir nicht der nächsten Generation auch einmal vorleben können, dass Freude ebenfalls einen Platz im Leben haben darf, wohin wird sich die Welt dann entwickeln?

„Sich um eigene Freude und Spaß zu kümmern, ist egoistisch.“ Hier wäre es notwendig, sich zu fragen, ob ein freudiges, gelingendes Leben auf einem moralinsauren Boden überhaupt gedeihen kann. Einem jedem Menschen sei doch ein wenig Glück gegönnt, der eigenen Person eingeschlossen.

Was bedeutet eigentlich glückliches Tun? 

Dieses Tun an sich macht glücklich, wenn z.B. kein „um zu“ dahinter steht. Wenn es absichtslos und in aller Unschuld passiert. Unschuld? Ja, tatsächlich. Wenn ich etwas tue, um meine Gesundheit zu verbessern, habe ich eine Schuld meinem Körper gegenüber auszugleichen. Wenn ich etwas anfertige, um andere zu beeindrucken, dann scheine ich ihnen einen Beweis schuldig zu sein, ein guter, begabter, fleißiger Mensch zu sein. Wenn ich mein Tun immer der Nützlichkeit unterwerfe, arbeite ich wiederum eine Schuld den anderen gegenüber ab. Wenn ich lauthals schreien muss "jetzt bin ich auch mal dran!!", bin ich es mir in der Vergangenheit schuldig geblieben, mir Raum zu schaffen und muss mir diesen jetzt nehmen (von wem?).

Wenn ich die Frage stelle, ob ich ein Recht darauf habe, einfach nur glücklich zu sein, wird es  schwierig. Was genau muss ich denn erleiden, verdienen, erbringen, um glücklich sein zu dürfen? Wer urteilt darüber? Hier steht das Urteil wieder im Weg, die berühmte, mit großer Treffsicherheit unglücklich machende Bewertung. Hinzu kommt der Trugschluss, sich Glück verdienen zu können. Dann ist es aber kein Glück sondern eine Belohnung, vor der gewisse Bedingungen stehen. Belohnung ist nicht verkehrt, hat aber ihrer Natur nach nicht die Qualität der Freiheit, Zeitlosigkeit und der tiefen Herzensfreude, die sich einstellt, wenn wir uns selbst und die Welt auch einmal vergessen können.

Wir erhaschen mit dem glücklichen Tun ein Stück friedliche Ewigkeit, betreten wieder einmal die Heimat der Seele, in der man einfach nur ist, wer man eben ist. Das geheimnisvolle „einfach Sein“ findet hier statt und man kann die Vertrautheit und Geborgenheit in sich selbst genießen. Hier gibt es kein etwas-Wert-Sein, keine Unterscheidung, keine Termine. Hier gibt es etwas, das so kostbar ist, dass man es mit keinem Maß der Welt erfassen kann, nämlich Glück. Dieses "unfassbare" Glück ist etwas, das man nicht machen oder haben kann, sondern man kann es erfahren und glücklich sein.


In diesem Sinne wünsche ich Dir ein glückliches neues Jahr!


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