24 Mai 2017

Durcharbeiten


Ein langes Wochenende steht für viele von uns bevor, wie schön! Doch stell Dir vor, Dein Chef wäre heute zu Dir gekommen und hätte gesagt: „Ich habe mir gedacht, sie könnten doch dieses Wochenende mal durcharbeiten. Sie sind gerade so schön drin, das wäre doch prima.“ Lächelt und geht davon – den Grund nennt er nicht.

Mit größter Wahrscheinlichkeit würdest Du eine ungläubige oder aufgebrachte Reaktion zeigen. „Wie kann er nur? Spinnt er jetzt völlig? Was soll das überhaupt?“ Aber Du würdest wohl gehorchen und es tatsächlich tun. Nicht, weil Du Angst hättest, bei einer Weigerung Deinen Job zu verlieren oder weil Du nicht Nein sagen kannst sondern weil Du es gewöhnt bist.

„Was? Nein, auf keinen Fall!“, könntest Du sagen und Du würdest es trotzdem tun. Weil Du es gewöhnt bist. Dein Körper ist es nämlich aller Wahrscheinlichkeit gewöhnt. Er hat Deine Arbeitshaltung in seinem Gedächtnis gespeichert und was er sich so gut gemerkt hat, behält er ganz häufig auch in der Freizeit bei. Büromenschen können wahrscheinlich ein Lied davon singen, wie sie, sobald sie am Computer sitzen, bald den Hals wie eine Schildkröte vorstrecken, im Oberkörper einsacken, die Schultern hochziehen und vor sich hintippen.

Diese Anspannung wird oft sogar im Gehen noch beibehalten. Schau Dich einmal um, wie die Menschen gehen. Schultern fest, kein Armeschlenkern und oft eiliger Stechschritt. So gut hat sich der Körper die Eile und Spannung gemerkt. Sein gutes Gedächtnis ist auch der Grund, warum er sich auch bei längerer Pause das Fahrradfahren oder das Schwimmen gemerkt hat oder handwerkliche Griffe, Tanzen, Stricken, Sportlern. Er weiß einfach, wie es geht, ohne dass Du es immer wieder neu lernen musst.

Das sich negativ auswirkende „Steckenbleiben in schlechter Haltung“ nennt Helga Pohl, eine „Verspannungsgewohnheit“. Sie kann so sehr in die gewohnte Haltung übergehen, dass man es schon gar nicht mehr merkt, wie man sie auch in der Freizeit weiter mit sich herumträgt – und sozusagen weiterarbeitet.

Da hilft nur Achtsamkeit, Bewusstsein und das regelmäßige Üben von Entspannung und Entschleunigung. Auch das merkt sich der Körper und bekommt Routine darin, wieder loszulassen, weichere Bewegungen zu machen und flexibel zu bleiben. Denn er ist Abwechslung zwischen Anspannung und Entspannung gewöhnt. Man muss es ihm nur beibringen und regelmäßig tun. Und genau das wünsche ich Dir für Dein langes Wochenende und immer für die Zeiten, in denen Du wieder zurückgehst in Deine natürliche und freie Haltung.

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