29 März 2011

Eine gute Entscheidung

Entscheidungen stehen immer wieder auf dem Programm. Und IMMER ausgerechnet dann, wenn ich eigentlich ganz andere Sorgen habe. Ich komme mies gelaunt und gestresst von einer kurzen Dienstreise nachhause und soll heute Abend sagen, ob ich am Wochenende mit zum Wandern gehe. Seit Wochen schlafe ich nicht gut, fühle mich häufig abgeschlagen und soll beurteilen, ob ich noch ein zusätzliches neues Projekt betreuen kann, das mir eine Beförderung garantiert. Ich fühle eine dicke Erkältung in mir hochkriechen und soll entscheiden, ob ich einem Freund den Wohnwagen abkaufen will. Ich mache mir gerade Sorgen um meine Zukunft und meine Kinder und soll bei befreundeten Unternehmern einen Vortrag über mein Spezialgebiet halten. In meiner derzeitigen Verfassung will ich nur eins und zwar meine Ruhe haben. Die bekomme ich, indem ich jetzt schnell eine Entscheidung treffe. Und das Sicherste und Schnellst ist, Nein zu sagen.

Wenn ich das getan habe, bin ich erst einmal beruhigt. Aber bald kommen Zweifel auf oder ich bereue schon jetzt, dass ich so vorschnell geantwortet habe. Was für Entscheidungen habe ich da eigentlich getroffen? Was für ein Urteil habe ich gefällt?

Ich habe die Entscheidung eines Gestressten gefällt.
Ich habe das Urteil eines Müden gefällt.
Ich habe die Entscheidung eines Kranken getroffen.
Ich habe die Entscheidung eines Ängstlichen getroffen.

Häufig kommt später die hadernde Frage: Warum musste das ausgerechnet jetzt kommen? Nun, vielleicht hat auch das Leben selbst dahinter gestanden und wollte einmal sehen, ob ich gute Entscheidungen treffen kann. In solchen Situationen zeigt es mir, dass ich darauf achten soll, ausgeglichen und kräftig zu sein, dass ich gut für mich sorgen soll. Wenn ich in meiner Kraft stehe, treffe ich eine bewusste Wahl. Ich kann mich und meine Möglichkeiten realistisch einschätzen. Mit genügend Kraftreserven kann ich mutig sein und eine Herausforderung annehmen. Mit klarem Kopf und einer wachen inneren Stimme kann ich am besten entscheiden, ob ich Ja oder Nein sage. Dann muss ich nichts bereuen.

Natürlich besteht damit keine Garantie, dass alles so klappt, wie ich es mir vorstelle. Wenn ich jedoch bewusst und stabil bin und meine Kräfte einschätzen kann, bin ich fähig, meinen Werten gemäß zu handeln. Ich kann umdenken, die Bedingungen anpassen, über Fehler zu lachen oder schnell auf eine ungewohnte Situation reagieren. Dann kann ich aufrichtig sagen, dass ich mein Bestes gegeben habe und mir selbst vertrauen kann. Ich bin mit mir im Reinen und kenne meine Grenzen, woraus sich wieder viel Stärke für mich entwickeln kann. Dann habe ich die Kraft, zu wachsen - und auch hinzufallen und wieder aufzustehen - und halte die Verantwortung für mein Leben fest in meinen Händen.

Und vielleicht habe ich die Möglichkeit, mein Gegenüber um eine bestimmte Bedenkzeit zu bitten. Wenn es die Situation erlaubt, kann ich dem Anbieter ehrlich sagen, dass ich in diesem Moment, da ich gestresst, müde, krank etc. bin, sicher eine schlechte Entscheidung treffen würde. Wenn ich einen Zeitpunkt verabrede und mir in der Zwischenzeit zu genügend Stabilität verhelfe, wird der Andere meine Sorgfalt sicher respektieren. Wir erweisen einander Anerkennung. Der Respekt, den ich vor mir selbst habe, ist eine gute Kraft, aus der viel erwachsen kann, an der ich und auch andere wachsen können.

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