13 April 2014

Wie man sich selbst blockiert ° Nützliche Tipps - Teil 2


Der erste Teil zum Thema Blockaden war hoffentlich hilfreich, um ein paar Grundgedanken zur Auswahl, zum Aufbauen und zur guten Pflege zu zeigen. Nun ist das Hemmnis also fertiggestellt, doch was tut man jetzt damit? Wie trägt man es am besten durchs Leben, wie spricht man so darüber, dass es nicht verwässert und vor allem wie baut man eine starke und langfristige Beziehung zu der Blockade auf? Dazu hier einige Gedanken:


4 Mit Blockaden leben

Wie schon angedeutet, ist es wichtig für den Erhalt der Blockade, treu daran festzuhalten. Sie sollte wie ein Begleiter mit durch das Leben genommen werden und immer wieder Gelegenheit bekommen, sich zu zeigen. Hier sind unverbrüchliche Rituale wichtig, denn Blockaden werden instabil durch Flexibilität. Sobald sich eine Situation ergibt, in der die Blockade aktiv werden kann, sollten immer gleiche Verhaltens- und Denkmuster als Reaktion beibehalten werden. Dies erleichtert die Beweisführung, dass das Hemmnis unveränderlich bestehen bleiben wird. Mit Blockaden behaftete Lebenssituationen gelten für überzeugte Blockadenträger als Zuwachs für den Beweisfundus. Besonders geübte Sperrengläubige suchen gezielt Umstände auf, in denen sich die Beschränkung entfalten kann und verfahren nach dem Muster Gewohnheit. Sie überlassen es nicht dem Schicksal, der Blockade zu begegnen, nennen die Begegnung aber Schicksal.


5 Von Blockaden berichten

Von Blockaden zu sprechen ist eine Kunst für sich. Hier sollte man kurz und prägnant formulieren können, sodass ein Gegenüber stets schnell erkennen kann, was gemeint ist. Wie oben beschrieben eignen sich verallgemeinernde Formulierungen wie „nie“, „immer“, „alle“, „keiner“, Garantien, Schmähbegriffe, Herabsetzungen der eigenen Person und das alles verständlich und eindeutig. Längere Erklärungen und eine differenzierte Sicht würden die Blockade nur verwischen. Es ist ein Unterschied ob ich sage: „Ich kann nicht vor einer Gruppe sprechen!“ oder „Ich habe Schwierigkeiten, auf einer Bühne stehend vor Fremden über ein Thema zu sprechen, von dem ich wenig Ahnung habe.“ Danach sollte eine Heerschar von Beispielen angeführt werden – hier ist Wortreichtum wiederum passend – in welchen Situationen man das schon erlebt hat. Das untermauert die Blockadebehauptung und macht sie glaubhaft. Spätestens hier findet man oft Akzeptanz und Verständnis von seinem Gegenüber, denn er oder sie hat sicher auch ein Beispiel zu bieten. Zum sozialen Brückenbau ist so ein Thema wie geschaffen. Und je öfter man über seine Blockade in solcher Form berichtet, desto mehr prägt sie sich im Unterbewusstsein ein und wird zu einer steinernen Tatsache.
Aber Achtung: Wenn man auf einen Zeitgenossen trifft, der vielleicht einen Ausweg aus dem Dilemma weiß, gilt das genaue Gegenteil, nämlich Schweigen und Themawechsel. Auch im absoluten Verschweigen, was dem Vermeiden nahe kommt, liegen Nährstoffe für ein gesundes Wachstum der Blockade.


6 Blockaden lieben lernen

Damit eine Blockade gut mit dem Leben einer Person verwachsen kann, sollte ihr bedingungslose Liebe und Akzeptanz zuteil werden oder Hass, also die andere Seite der Liebe. Was man liebt, verteidigt man und nimmt es in Schutz und somit ist das eigene Leben um eine ehrwürdige Aufgabe bereichert. Diese Bindung erreicht man z.B. damit, dass man sie zur Charaktereigenschaft erklärt, als Teil der eigenen Persönlichkeit. Kosenamen wie Eigenart, kleine Schwäche, liebe Gewohnheit etc. wären hier passend. Als Zeugen können auch Ahnen hinzugezogen werden, die sich ebenfalls damit herumgeschlagen haben und damit liegt es in der Familie. So ist die Blockade dem (Veränderungs)Willen entzogen, wirkt identitätsstiftend und ist vollständig akzeptiert. Man kann ihr andichten, dass sie liebenswert, menschlich, extravagant etc. sei und sie auch als Schutzschild vor den Aufrufen des gemeinen Lebens verwenden, doch bitteschön zu wachsen und sich zu wandeln. Durch Hass erreicht man ebenso einen hohen Grad der Bindung an eine Blockade, denn ein Gegner, der viel Aufmerksamkeit erhält, ist schon respektierlich und groß und bekommt eine regelrechte Heldengeschichte durch Kampfgetümmel serviert. Gegen einen übermächtigen Gegner zu verlieren ist dann für Betroffene auch keine Schande. Man hat es ja versucht, Tapferkeit demonstriert und kann in der Kapitulation sogar die Tugend der vermeintlichen Demut an ihr üben.


Hier sind nur einige Aspekte zu Blockaden und ihrer Handhabung aufgezeigt. Ganz sicher gibt es noch mehr Möglichkeiten und Wege, um zu einer stabilen emotionalen Sperre zu gelangen. Ideen und Anmerkungen hierzu sind herzlich willkommen, denn man kann ja nie genug über ein so faszinierendes Thema lernen. Man kann davon ausgehen, dass jeder Mensch so ziemlich ausnahmslos damit Erfahrungen gemacht hat. Seien es die berühmten Schreib-, Lern- und Denkblockaden, wiederkehrende Ladehemmungen oder Blackouts, Lampenfieber, Schüchternheitsanfälle, Beißhemmung und nicht zu vergessen zähe Sorgen, Selbstbewertungen und Glaubenssätze. Auf dem einen oder anderen Gebiet sind wir sicherlich alle Spezialisten, die schon viel versucht oder akzeptiert haben. Und wer weiß, vielleicht ist auch hier die Erkenntnis der erste Schritt zur Besserung, wenn man sich dieses unrühmlichen Begleiters entledigen möchte.

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