11 Oktober 2014

Herausforderung: Die 80%-Woche

Wie gut kennst Du Dich eigentlich, wenn es um Deine Gewohnheiten und Ansichten über Dich selbst geht? Kennst Du auch diese innere Stimme, die das Beste von Dir verlangt? Nein, es muss nicht dieser Film vom erfolgreichen, karriereorientierten Leistungsmenschen sein, in dem Du die Hauptrolle spielst oder den Du bei anderen belächelst. Vielmehr geht es darum, einmal zu beobachten, was passiert, wenn Du einmal eine andere Haltung einnimmst und Dinge anders tust als sonst.

Wir wollen dabei nicht heraufbeschwören, dass wir ja alle oft müde und überlastet sind und das Gefühl haben, die Zeit reiche nie und wir müssen immer so schrecklich viel tun. Es geht auch nicht um Verzicht und Mäßigung oder darum, ein besserer Mensch zu werden. Es geht darum, uns selbst einmal auf die Schliche zu kommen und die Beobachtungsgabe für uns selbst zu schärfen, wo und wann das Gewohnte aufhört und das „So-geht-das-aber-nicht“ anspringt. Ein paar Beispiele im Alltag? Hier kommen sie:




+ Du gehst flotten Schrittes durch den Tag. Menschen, die Dir vor den Füßen herumzotteln, nerven Dich, Du magst das Warten am Bahnhof, an der Bushaltestelle, an der Kasse nicht. Die anderen sind zu langsam und Du schaust, dass Du Dinge schnell und effektiv erledigst und Verzögerungen vermeidest.
Deine Aufgabe: Mach alles einmal für diese Woche um etwa 20% langsamer. Wie ergeht es Dir damit?

+ Du räumst Deiner Familie viel hinterher, erledigst den Haushaltskram, siehst zu, dass jeder zur rechten Zeit am rechten Ort ist und erinnerst Deine Lieben an so Manches, was für sie selbst oder für Euch alle geschehen muss. Es muss aufgeräumt und sauber sein und der Laden soll laufen.
Deine Aufgabe: Denk mal 20% weniger an andere und für andere mit. Bleib mal sitzen, wenn etwas zu tun ist. Wie hältst Du es durch?

+ Du machst im Job häufig Überstunden, schaust alles, was Du gemacht hast, noch zwei Mal durch, damit es auch wirklich korrekt ist. Man kann Dich oft fragen und Du hast eine Antwort oder einen Vorschlag parat. Du hilfst aus und machst Sachen auch bis zum Ende.
Deine Aufgabe: Lass die anderen mal in 20% der Fälle selbst machen und sag auch: „Das weiß ich jetzt nicht.“ Liefere die Ergebnisse gut genug zur rechten Zeit oder lass etwas für den nächsten Tag. Bleibst Du sicher und im Gleichgewicht?

+ Du achtest auf Dein Äußeres. Du schaust immer mal wieder in den Spiegel, die Kleider müssen gut sitzen, modisch und geschmackvoll sein. Speckröllchen, Fältchen oder Pickel soll man nicht sehen. Oder Du trägst nur bequeme, nicht zu auffällige Sachen, die alle anderen auch tragen würden
Deine Aufgabe: Lass in dieser Woche für ungefähr 20% fünfe gerade sein und erlaube Dir Knittern, einen Tag später mit der Haarwäsche oder – im bequemen, unauffälligen Muster - mal schickere Kleider und hellere Farben. Fühlst Du Dich wohl und sicher in Deiner Haut?

+ Du erzählst gern, bist häufig mit Menschen im Gespräch und selten um eine Antwort verlegen. Gesprächspausen überbrückst Du gut und zum Nachdenken benutzt Du gern Füllwörter „irgendwie“, „na ja“, „zumindest“, „keine Ahnung“ etc. Oder Du hast Sprachgewohnheiten bei denen Du Gutes oder Schlechtes immer mit den gleichen Wendungen bezeichnen.
Deine Aufgabe: Mach weniger Worte, lass Füllworte weg, riskiere ein Schweigen und benutze mal andere Worte. Wirst Du innerlich unruhig und wenn ja, wie schnell geht das?

+ Du bist jemand, der oder die gern den Freunden, Kollegen, der Familie das „kleine bisschen Mehr“ gibt. Eine kleine Aufmerksamkeit, eine nette Mail, Du rufst immer gleich zurück und hörst zu, auch wenn jemand weitschweifig erzählt. Du bist noch verständnisvoll, wenn jemand über Kleinkram jammert und hörst auch Leuten zu, die Du nicht sonderlich magst.
Deine Aufgabe: Sei mal in 20% der Fälle nicht erreichbar, ruf später zurück und sei nicht immer die soziale Verbindung. Mögen Dich die anderen noch immer und magst Du Dich selbst?

+ Du bist viel unter Leuten und hast eigentlich immer etwas um die Ohren. Es gibt Dinge zu tun, Leute zu treffen, Du hast viele Interessen, liest gern, bist kulturell unterwegs und schaust Fernsehen. Dein Geist ist wendig, braucht Anregung und hat Spaß an Wissen und Unterhaltung.
Deine Aufgabe: Lass einmal 20% Schweigen in Dein Leben mit fersehfreien Abenden, Zeit ohne Pläne und Verabredungen, kein Buch und keine Zeitung vor der Nase. Wann fängt Dein Geist an zu plappern? 


Es könnte interessant sein, zu sehen, was mit einem selbst passiert, wenn man sich ein kleines bisschen anders verhält als sonst. 20% sind eine Kleinigkeit, die zu schaffen ist aber ungewohnt genug, dass es bemerkbar ist. Und die Aufmerksamkeit tut ihr Übriges, damit sich ein paar Dinge zu Wort melden und Erkenntnisse bringen können. Vor allem wird sicher das „Wann“ erstaunlich sein, nämlich, wann das erste Urteil daher kommt, wie: „nein, das ist jetzt doof“, „jetzt passt es nicht“, „ich brauche sowas nicht“ usw. Dann geht es nämlich schon los mit der Herausforderung ;-)

Wie sieht’s aus, hast Du Lust, Dich der 80%-Woche zu stellen? Nimmst Du die Herausforderung an? Ich melde mich am kommenden Samstag wieder und werde auch berichten, wie es mir ergangen ist. Und ich freue mich, wenn Du Deine Erlebnisse und Erkenntnisse mit uns teilen magst.

Hab eine interessante 80%-Woche und bis zum 18. Oktober…

16 Kommentare :

  1. Hallo Lebenslilie,

    na, das hört sich interessant an. Die letzte Umfrage mit der Entspannung hat Spaß gemacht und ich fand es toll, dass so viele mitgemacht haben. Ich bin auf jeden Fall dabei, auch wenn ich jetzt schon merke, dass mir ein bisschen mulmig wird. Aber was solls, ich muss mir ja keinen Kübel mit Eiswasser über den Kopf schütten.

    Challenge accepted!!! :-)))

    Liebe Grüße
    Chrissie

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    1. Hallo liebe Chrissie,

      wie toll, dass Du mitmachen wirst. Ich bin sicher, das wird eine interessante Woche. Ich erinnere mich, dass eine Leserin bei der letzten Umfrage zur Entschleunigung schrieb, sie geht immer mal im Rhythmus von Reggae und ich glaube, das wird eine meiner Aufgaben ... One Love, sage ich da nur.

      Und nein, das ist keine Ice-Bucket-Challenge, dafür ist es jetzt zu kalt :-)

      Liebe Grüße und ein wunderbares Wochenende

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  2. Ja, auch von mir accepted.
    Hm, ich hab mal ein Seminar mitgemacht, da musste ich für sowas richtig viel Kohle zahlen. Ich bin auf jeden Fall dabei und hier sind auch die Leute netter.
    Ob ich das so durchziehen kann, weiß ich noch nicht, aber wird sicher spannend, auch ohne Eiseimer.

    Cheers und haltet Euch wacker
    Martin

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    1. Hallo Martin,
      tja, das mit den Seminaren ist so eine Sache. Nicht jeder ist freiwillig dabei und dann kommt es ja auch auf das Thema an. Auf jeden Fall freue ich mich über Deine Teilnahme und wünsche Dir eine gute und Eiseimer freie Woche.
      Herzliche Grüße

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  3. Schöne Idee und ich hoffe, das ist nicht so wie bei mir mit dem Rauchen-Aufgeben. Das hat auch nur so lala geklappt. Ich weiß auch schon, welche Aufgabe es bei mir sein wird...
    Ich mache gern mit und bin gespannt, was die anderen so erleben.

    Schöne Woche und Grüße aus dem Süden

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    1. Liebe Grüße in den Süden zurück!
      Rauchen-Aufgeben ist wirklich nicht so einfach, aber hier musst Du zum Glück nur eine Woche durchhalten. Ich drücke Dir die Daumen und hoffe, dass Dir Deine Aufgabe - auch mit ein bisschen Spaß - gelingt.
      Hab eine schöne Zeit und Grüße aus dem Norden

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  4. Hallo!
    Im ersten Moment habe ich gedacht, dass das ja Blödsinn ist, aber allein das ist wohl schon der erste Wiederstand. Schon was gelernt und mir selbst einen Eimer Eiswasser über den Kopf geschüttet.
    Also klar mache ich mit. Aber ich sehe das ganze sportlich, wenn's klappt ist gut, wenn nicht, lerne ich was. Auf die Reaktion meiner Umwelt bin ich gespannt aber auf die kurze Zeit denken sie wahrscheinlich, dass ich nur ein bisschen komisch bin. Interessant wirds, wenn ich Sachen beibehalte. Mal sehen, wer sich dann trauen würde, was zu sagen, harhar...
    Bis bald
    Simon

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    1. Hallo Simon,

      Hauptsache es werden nicht noch mehr mentale Eiseimer und selbst wenn, hoffe ich, dass Du dabei gute Erkenntnisse und auch ein wenig Freude dabei hast, Dir auf die Schliche zu kommen.

      Ich bin gespannt, was Du berichten wirst und wer weiß, vielleicht findest Du auch etwas, was Du behalten möchtest und was Du entspannt in Deinen Alltag einbauen kannst. Und, ja, die Umwelt ist meist sehr wohlerzogen und denkt sich nur ihren Teil. Aber vielleicht möchtest Du sie ja auch herausfordern? ;-)

      Schöne Grüße und hab eine gute und unterhaltsame Woche

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  5. Hallo Lebenslilie und liebe Mitstreiter/innen,

    das kommt gerade zur richtigen Zeit für mich, vielen Dank! Ich muss manchmal über mich selbst den Kopf schütteln, was ich so alles tue, um alles richtig zu machen und auch ja alles ordentlich und konsequent zu Ende zu bringen. Wie schön man doch konditioniert ist.

    Und ich sehe es wie Du, Simon, dass eine Woche für die anderen keine Bedeutung haben wird, aber für mich wird es sicher einige Aha-Erlebnisse geben. Der innere Befehlshaber wird sicherlich Alarm schlagen und ich werde unsicher und unruhig werden. Ich will jedoch versuchen, das auszuhalten und es heißt ja, dass eine Sache zur Gewohnheit wird, wenn man sie 40 Mal wiederholt. Das sollte auch in meinem Alter wohl noch klappen, wie man aus der Neuroplastizität mittlerweile gehört hat.

    Ich halte mich zwar für einen bewusst lebenden Menschen, aber ertappe mich selbst immer wieder dabei, wie ich mir auf den Leim gehe und stoße auf die verrücktesten Glaubenssätze. Da halte ich mich wohl für schlauer, als ich tatsächlich bin. Daher könnte diese Woche ziemlich interessant werden.

    Ich wünsche allen eine interessante Woche und freue mich schon auf den 18., um zu erfahren, was Ihr gelernt habt und wie es Euch ergangen ist.

    Es grüßt herzlich aus Frankfurt
    Alma

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    1. Hallo liebe Alma,

      willkommen im Club der Immer-weiter-Lernenden und vielen Dank, dass Du dabei bist. Ich glaube, wir haben alle unsere seltsamen Konditionierungen und Befehlshaber, die nur darauf warten, hervorzukommen. Aus dem Blickwinkel gesehen, ist das Aushalten der damit einhergehenden Gefühle eine echte Herausforderung.

      Sensibilisiert genug ist man ja häufig, um zu erkennen, wann ein Glaubenssatz angeschlichen kommt. Vermutlich gibt man diesen nur zu oft nach, weil sie sich so richtig anfühlen. Dieses "sich richtig Anfühlen" wird wohl die Macht der Gewohnheit sein. Ja, ich bin auch gespannt, wie es uns allen ergehen wird und was wir so alles lernen werden.

      Herzliche Grüße nach Frankfurt und toi toi toi für die Woche!

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  6. Eiseimer ahoi, 80%-Woche, ich komme!
    Allerdings weiß ich jetzt schon, dass ich da ganz schön an meine Grenzen kommen werde. Und trotzdem finde ich die Idee toll!
    <3 Annette

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    1. Hallo liebe Annette,

      willkommen an Bord und Danke, dass Du dabei bist. Ja, achte gut auf Deine Grenzen, es soll nicht belastend sein, nur erkenntnisreich ;-)

      Liebe Grüße und Mast und Schotbruch

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  7. Hallo Lebenslilie,

    meine Haare, die zum größten Teil aus Federn bestehen, werden es wohl überstehen, aber das Reden... Ich habe eine Herausforderung vor mir und mache mit!

    Liebe Grüße
    Anne

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    1. Hallo Anne,

      auch Federn sind ein schöner Kopfschmuck, ganz sicher :-)
      Sprachgewohnheiten sind eine harte Nuss. Zwar ist es bequem, immer die gleiche Wendung zu benutzen, aber es wird doch mit der Zeit uninteressant, nicht wahr?

      Liebe Grüße und herzlichen Danke für's Mitmachen

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  8. Hallo an alle!
    Ich bin auch dabei und habe es an meine Mädels weitergeleitet. Zusammen macht es mehr Spaß und ich bin gespannt, wie es bei uns und auch bei den anderen ausgeht.
    Liebe Grüße
    Sylvia

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    1. Hallo Sylvia,
      wie schön, dass Du mitmachst und Deine Mädels einlädtst. Ich bin gespannt, was Ihr zu berichten haben werdet.
      Habt eine schöne Woche und liebe Grüße an Euch zurück

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Herzlichen Dank für Deine Nachricht ... Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ

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