15 Juli 2015

Was entschleunigt? ° Teil 1


Wenn einen das Gefühl beschleicht, viel zu viele Dinge im Kopf zu haben, gar nicht mehr recht allem hinterher zu kommen und Anspannung und Gehetztheit sich breit machen, ist es höchste Zeit, einen Gang zurückzuschalten. Und wer kennt das nicht: Eine Pause oder eine Auszeit ist da, aber so recht abschalten kann man irgendwie doch nicht. Aber was konkret kann denn hier helfen, um aus dem Geschwindigkeitswahn aussteigen zu können? Dazu habe ich einige Anregungen zur Entschleunigung gesammelt, von denen ich hoffe, dass sie Dir nützlich sein mögen. Vielleicht findest Du ja das ein oder andere, das Du Dir zur Gewohnheit machen möchtest, denn hier kann das Gewohnheitstier in uns auch einmal sehr gute Dienste leisten.


Technische Geräte einmal beiseite lassen

Unterhaltungselektronik und allerlei technische Geräte sind eine feine Sache, jedoch fordern sie unsere Aufmerksamkeit und damit Kraft und Zeit, die vielleicht lieber einmal wieder aufgetankt statt abgegeben werden sollte. Sie lenken uns von uns selbst ab und ziehen uns aus dem gegenwärtigen Augenblick heraus, was kein Dauerzustand sein sollte, damit wir uns nicht selbst in einer Scheinwelt verlieren, in der kein natürliches Maß existiert. Schreib eine Karte statt einer E-Mail, bereite ein Mahl ohne Küchenmaschinen zu, lass Fernseher und Computer aus, es gibt tausend Möglichkeiten und es spart auch noch Strom und schont Batterien und Akkus.


Im Garten oder auf dem Balkon arbeiten

Viele Menschen entwickeln sich mit der Zeit zu leidenschaftlichen (Balkon)Gärtnern, weil sie durch den Kontakt mit der Natur, dem Buddeln in der Erde, dem Pflanzen und Gießen wieder das Gefühl bekommen, etwas Greifbares, Reales zu tun. Sich nach der Arbeit mit seinen Pflanzen zu beschäftigen, ist entspannend und man erkennt vielleicht auch wieder die „Langsamkeit des Lebens“. An den Blumen zu ziehen, damit sie
wachsen, nützt nichts. Jede Pflanze braucht einfach ihre Zeit zum Wachsen.


In Zeitlupe bewegen

Eine ganz einfache Übung, die nur wenige Minuten kostet, kann Dich schon wieder mehr zur Ruhe bringen. Setz Dich einmal auf einen Stuhl, schön aufrecht, damit Du gut und frei atmen kannst und vollführe sehr sehr langsame Bewegungen mit den Armen. Es muss keine ballerinenhafte Anmut sein, lass Deine Arme einfach nur wirklich langsam sein. Führe Deinen Atem nicht besonders, sondern lass ihn so sein, wie er jetzt ist und er kann sich auch in seinem Tempo beruhigen. Und wenn Du dabei die Augen schließt und die Reize der Außenwelt damit ausblendest, wirkt die Übung noch erfrischender.


Mit den Händen arbeiten

Egal, ob man handwerkelt oder sich einer Handarbeit widmet, ob man (ein)kocht, backt, bastelt, repariert, künstlert: Alles geht nur so schnell, wie man es jetzt vermag. Man kann Dinge Schritt für Schritt tun, sie wachsen langsam und es ist eine Freude, wirklich selbst etwas zu machen, für das man nicht auf eine Unterschrift, die Kollegen oder sonst jemanden warten muss. Ich selbst bestimme das Tempo und was getan werden muss und komme wieder bei meiner eigenen Geschwindigkeit an. Und es ist eine Freude, das Ergebnis der eigenen Hände Arbeit zu sehen. Möglicherweise erklärt auch dies, dass das Selbstmachen wieder sehr in Mode gekommen ist und Berge von Zeitschriften und Internetseiten über do it yourself und upcycling berichten.


Weniger vergleichen

Der Blick auf andere, die beliebter, jünger, erfolgreicher sind als man selbst, kann ein Ansporn sein aber auch unrealistische Wünsche freisetzen. So sein zu wollen wie andere, schenkt den anderen Aufmerksamkeit, die ich mir vielleicht lieber selbst öfter schenken sollte. Wenn ich mich anstrenge, um so wie ein anderer zu sein, missachte mich selbst und jage unter Umständen Zielen hinterher, die nicht zu meiner Person passen. Möglicherweise komme ich in Anspannung und Unruhe und verfange mich in Fantasien der Selbstoptimierung. Nichts gegen Verbesserungen, aber sie müssen mir gemäß sein. Wenn ich mich selbst verlasse, mich sozusagen im Stich lasse, verliere ich das Gefühl für meine Bedürfnisse und für das Jetzt.


Zeit mit Menschen verbringen, die einem wichtig sind

Einfach einmal wieder mit Freunden plaudern, ohne ein Problem lösen zu müssen. Oder ein schönes kleines Projekt gemeinsam machen, ob man ein Boot baut, sich gegenseitig bei irgendetwas hilft, zusammen Sport macht oder Musik – Hauptsache zusammen und nicht in Konkurrenz. Die Gesellschaft von Freunden und Familie zu genießen, ohne gefallen, rechtmachen oder einen Termin einhalten zu müssen, ist entspannend und bringt uns wieder in den jetzigen Augenblick zurück.


Hier möchte ich einen Schnitt machen, damit es nicht zu viel auf einmal wird. Das gute Portionieren ist im Sinne der Entschleunigung ja auch wichtig. Ich hoffe, Du bist auf den Geschmack gekommen, Dich einmal in Deinem Alltag nach Langsamkeits-Möglichkeiten für Dich umzusehen. Und vielleicht sind Dir auch schon einige Ideen gekommen, wie Du auf einfache Art immer einmal wieder aus Zeiten zu großer Geschwindigkeit aussteigen kannst. In nächsten Teil gibt es noch weitere Möglichkeiten zur Entschleunigung und ich freue mich, wenn Du dann wieder hereinschaust.

Hier geht es zu Teil 2 der Tipps zur Entschleunigung...


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