19 Juli 2015

Was entschleunigt? ° Teil 2


Hast Du schon die eine oder andere Anregung für Dich mitnehmen und ausprobieren können, um Geschwindigkeit und Hektik besser zu widerstehen? Falls nicht, kommen hier noch einmal einige Tipps zur Entschleunigung, die Du vielleicht ausprobieren könntest.


Mit den Jahreszeiten leben


Die Natur und der Wechsel der Jahreszeiten bestimmen – ob wir es wollen oder nicht – unser Leben grundsätzlich. Dies anzuerkennen und ihm zu folgen, kann viel Zufriedenheit bringen. Dies kann mit der Ernährung geschehen oder mit Aktivitäten, die der Jahreszeit angepasst sind. Ein Spaziergang oder eine Wanderung mit offenen Augen für die Farben der Blätter, das Glitzern der Tautropfen, den Wind auf der Haut zu spüren, das alles bringt uns wieder dem Jetzt und der nächsten Umgebung näher, das uns oft im schnellen Alltagstrott verloren geht.


Zu Fuß gehen

Transportmittel sind ungeheuer bequem und ohne sie könnten wir einige Distanzen gar nicht bewältigen. Aber wenn ich mich einmal wieder auf meine eigenen Füße verlasse, auf meine eigenen Kräfte ohne Hilfsmittel, habe ich auch wieder mehr Gelegenheit, mich selbst zu spüren und meine eigene Geschwindigkeit oder eben Langsamkeit zu finden. Selbst ein Fahrrad ist ein Beschleuniger auf unserem Weg und könnte doch auch einmal stehen bleiben, um mal wieder ins Schritttempo zu kommen. Die Möglichkeiten und Grenzen der eigenen Kräfte zu erleben, kann zunächst zu mehr Ungeduld führen, aber das kann schon ein guter Anzeiger sein, dass es mal wieder Zeit ist, zu sich selbst zurückzukehren.


Wie geht es mir?

Frage Dich einige Male am Tag, wie es Dir jetzt geht. Was braucht Dein Körper jetzt: Hast Du Hunger oder Durst, brauchst Du ein wenig Ruhe oder Bewegung, wäre frische Luft gut? Hilf Deinem Körper, das zu bekommen, was er in diesem Moment benötigt. Wie geht es Dir noch: Bist Du traurig oder fröhlich, nervös oder entspannt, hast Du Angst oder Zweifel, fühlst Du Dich wohl oder gibt es ein unbestimmbares Unwohlsein? Gib Dir einen Augenblick, um zu erkennen, wie es in Dir aussieht, ohne darüber zu urteilen oder zu klagen. Dann kannst Du auch gleich entscheiden, was Du jetzt – einfach nur als Kleinigkeit – für Dich tun könntest.


Einfachheit ist Trumpf

Versuche doch einmal weniger Aufwand zu betreiben. Ein simples, leckeres Essen zubereiten, schlichte bequemere Kleider tragen, weniger Styling um Haut und Haar, Selbstgemachtes schenken, ein Mitbringfest feiern, mal wieder auf dem Boden sitzen, barfuß laufen. Sicher beginnt dann der Perfektionist im Kopf zu meckern, jedoch darf er auch mal Urlaub machen und muss nicht in jeder Situation wertend und krittelnd mitreden. Sonst denkt er noch, er sei der Chef.


Freundlichkeit und Zuwendung

Wenn ich mir angewöhne, mir Zeit für ein freundliches Wort (auch für Fremde) zu nehmen, eine Tür aufzuhalten, nett zu grüßen, beginnt nicht nur mein Inneres mit der Zeit zu lächeln und sich zu freuen. Ich kehre auch wieder zu einem wichtigen Wert zurück: Erst die Menschen, dann die Dinge. Darin bin auch ich eingeschlossen: Erst ich als Mensch, meine Gesundheit und die Fürsorge für mich selbst und dann Besitztümer, Ansehen, Erledigungen. Wenn ich meiner eigenen Menschlichkeit Aufmerksamkeit schenke und auch meine Mitmenschen wieder besser wahrnehmen kann, komme ich wieder mehr in den jetzigen Moment zurück.


Nun sind es elf kleine Anregungen geworden und sicher gibt es noch viele mehr. Allen ist jedoch eins gemein: Es geht darum, wieder in die Gegenwart, in den Augenblick, der jetzt stattfindet, zurückzukommen. Das ist die Voraussetzung, um sich zu entschleunigen und der beste Weg, um aus einer schlechten Gewohnheit von Hektik und überfrachteter Zeit wieder herauszukommen. Die beste Hilfe ist hierbei, aufmerksam zu sein und zu akzeptieren, dass man trotz aller Hilfsmittel, Gedankenkonstrukte, Moden und Sehnsüchte immer noch zuallererst ein Mensch ist.

Wir erfinden und erschaffen Fabelwesen, Helden, Ideale und Maschinen aber wir selbst und der jetzige Augenblick sind so viel mehr als alles, was wir mit dem Geist erschaffen können. Wir werden vielleicht niemals so weise und ausgeglichen sein, wie ein jahrelang meditierender Mönch, eine seit langem betende Nonne oder wie große Gelehrte, die die tiefsten Einblicke erlangt haben. Aber wir können lernen, uns immer wieder einen Moment zum Innehalten zu nehmen und aus den Momenten werden neue Gewohnheiten, die uns dabei unterstützen, ein uns selbst gemäßeres Leben zu führen und wieder mehr Freude und Leichtigkeit im Alltag zu spüren.


Hier geht es zu Teil 1 mit Tipps zur Entschleunigung...

3 Kommentare :

  1. Ja, zu Fuß gehen mache ich auch. Aber nicht zu schnell sonst wird man ja doch hektisch ;-) Und beim Spazierschritt die Augen offen halten und mal was sammeln z.B. Wildkräuter, Brennesselsamen usw. oder ein paar Blümchen für die Vase oder einfach nur wahrnehmen, wie saftig grün der Sommer hier ist. Ist ja auch nicht selbstverständlich.
    LG
    Sabine

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    1. Hallo Sabine,
      ja, das Tempo machts oder die innere Haltung, wie man seinen Fußweg genießt. Dann hast Du mit den Kräutern und Samen ja auch gleich etwas für den Abendbrottisch, wunderbar und das Grün ist ein Fest für die Augen.
      Schön, dass Dir die stille Bank gefällt und nein, es ist nicht Italien. Diese Bank steht im Benediktinerinnenkloster vom Heiligsten Sakrament in Osnabrück in einem lauschigen Bogengang direkt am Rande des Gartens. Wirklich empfehlenswert für eine schöne Auszeit.
      Liebe Grüße von der Lebenslilie

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  2. Übrigens schönes Bild mit der Bank, sieht nach Italien aus
    LG nochmal
    Sabine

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