18 November 2017

Erkältungszeit und was ein guter Freund rät

Herbstzeit ist leider auch Erkältungszeit. Vielleicht kommen wir daran vorbei mit Glück, dem Segen eines starken Immunsystems und guter Selbstfürsorge. Aber es kann auch einfach passieren, dass man sich verkühlt oder ein freundlicher Mitmensch – als Viren-Mutterschiff unterwegs – uns anniest und es kann dann einfach passiert sein. Man hat sich womöglich angesteckt und bemerkt schon die ersten Anzeichen.

Möglicherweise kommt man dann nachhause, es zieht schon in Gelenken und Muskeln, der Kopf schmerzt, der Hals ist rau, die Nase läuft. „Ach, jetzt einfach nur hinlegen und schlafen“, kann dann der Wunsch sein, aber es meldet sich eine Stimme im vernebelten, fiebrigen Kopf und fragt: „Was ist mit morgen zur Arbeit?“ Und man greift zum Hörer und ruft einen guten Freund an, um sich zu klären und Rat zu holen. Das Gespräch könnte ungefähr so verlaufen.

Du: „Hallo, ich musste Dich jetzt einfach mal anrufen. Mir geht’s nicht gut und ich überlege, ob ich morgen zur Arbeit gehe oder lieber zum Arzt, um mich krankschreiben zu lassen.“

Freund: „Oha, wieso, was hast Du denn?“

Du: „Mir tun alle Gräten weh und der Hals ist rot, die Nase läuft, ich habe Kopfschmerzen und bin völlig erschlagen. Ich glaube, ich habe mich erkältet. (husten)“

Freund: „Was, Du hast einen Schnupfen und willst damit zum Arzt gehen?“

Du: „Mir geht’s ziemlich schlecht und ich glaube, ich brauche Bettruhe und …“

Freund: „Ins Bett mit Schnupfen? Ich glaube, es geht los! Sei kein Weichei, das geht doch schnell wieder weg. Reiß Dich mal zusammen.“

Du: „Nein, kein Schnupfen, mit tut wirklich alles weh und … (schneuzen)“

Freund: „Na, na, na, ein kleiner Infekt haut einen doch nicht gleich um. Da nimmt man eine Tablette, geht früh ins Bett und morgen Früh geht’s schon wieder. Hättest Dich eben nicht bei den Kollegen anstecken sollen. Geh halt mehr an die frische Luft, trainiere mal wieder und ernähre Dich gesünder. Tu mal was für Deine Gesundheit. Hast doch selbst Schuld. Jetzt lass Dich mal nicht so hängen.“

Du: „Ich lasse mich nicht hängen. Mir platzt gleich der Kopf und ich fühle mich richtig schwach… (krächzen)“

Freund: „Ja, schwaaach. Was soll denn Dein Chef denken, dass Du mit Schnupfen zuhause bleibst? Da kannst Du Dir gleich Deine Kündigung abholen. Wer will denn so eine Memme durchschleppen, die gleich beim nächsten kühlen Lüftchen umfällt? So einen Stein hast Du auch nicht bei ihm im Brett, dass Du Dir sowas leisten kannst.“

Du: „Ich weiß, aber… (husten)“

Freund: „Nichts aber… Es gibt so viel zu tun. Du kommst doch jetzt schon kaum hinterher. Dann bleibt entweder alles liegen oder Deine Kollegen müssen Deine Sachen übernehmen. Die werden auch nicht gerade begeistert sein. Die haben doch auch genug auf dem Zettel. Was werden die von Dir denken? Oh, sie hat wahrscheinlich Faulfieber und liegt schön auf dem Sofa, während wir hier pujacken müssen. Das werden sie sagen.“

Du: „Aber was nützt es denn, wenn ich so krank… (niesen)“

Freund: „Ja, aber überleg doch mal. Deine armen Kollegen, das kannst Du denen doch nicht antun und die viele Arbeit! Wie willst Du das denn wieder aufholen? Wer soll das denn alles machen? Wenn das alles liegen bleibt, dann kannst Du die Termine nicht einhalten und dann läuft alles schief und Du musst es wieder ausbügeln, wenn Du wiederkommst. Das klappt doch nie! Du kannst doch nicht alle im Stich lassen. Sowas macht man nicht! Wo bleibt denn da die Arbeitsmoral?“

Du: „Ja, aber wenn ich… (nochmal niesen, kräftig)“

Freund: „So war man in Deiner Familie aber nicht drauf. Da hat man sich am Riemen gerissen und ist nicht bei jeder Kleinigkeit eingeknickt und an einem Schnupfen halb gestorben. Außerdem, wenn das alle so machen würden, bei jedem Zipperlein zuhause zu bleiben, dann kann die Firma ja gleich schließen. Was ist, wenn denen auffällt, dass Du eigentlich gar nicht so fehlst. Dann bist Du Deinen Job los, weil jemand anderes ihn besser machen kann. Und dann such Dir mal was Neues. Du weißt, wie schwer das ist. Und da geht es womöglich noch härter zu. Da kennst Du die Leute nicht und in der Probezeit darf man nicht krank werden, wenn man sie denn übersteht. Du weißt, wie es ist.“

Du: „Oh nein, ich… (Hustenanfall)“

Freund: „Das geht jetzt einfach nicht, das passt doch gar nicht. Wenn Du Dich ordentlich bemühst und denen zeigst, dass Du auch mit Erkältung zur Arbeit kommst, dann wissen sie, dass Du nicht kneifst oder simulierst. Menschenskinder, stell Dich bloß nicht so an. Ein Indianer kennt keinen Schmerz, da muss man eben durch. Bis zum Wochenende schaffst Du das doch noch. Wirst schon nicht davon sterben, mit einem Schnupfen zur Arbeit zu gehen. Das macht doch jeder!“

Du: „(geräuschvolles schneuzen, in den Ohren macht es Plopp)…“

Freund: „Jetzt mach aber mal halblang, Du Drückeberger…“

Und so kann das Gespräch noch stundenlang weitergehen. Kräftezehrend und ziemlich unerbittlich. Mit den tollsten Unterstellungen, Beschimpfungen und Schreckensszenarien, was alles passieren wird, wenn Du Dich tatsächlich krank meldest.

Aber man könnte auch einmal fragen, was das denn für ein fürchterlicher Freund ist, der solche Salven loslässt, wenn man sich in einem so erbärmlichen Zustand befindet. Er kennt kein Mitgefühl. Er wünscht Dir keine gute Genesung und redet Dir auch nicht zu, gut für Dich zu sorgen und Dich auszukurieren, damit es Dir bald wieder besser geht. Das würde Dir wahrscheinlich Deine Kollegin oder Dein Kollege eher sagen, wenn Du morgen in der Firma anrufst und einfach sagst, wie es ist.

Die Kollegen kennen so etwas doch auch und wissen, dass falsches Heldentum nichts nützt. Im Gegenteil, sicher wären sie froh, wenn Du mit Deinem Infekt zuhause bleibst und nicht noch alle ansteckst oder einen Rückfall bekommst und länger ausfällst.

Aber der miese Freund denkt nicht daran und dieser ungehobelte, verständnislose Freund sind wir leider meistens selbst. Denn oft behandeln wir uns reichlich unvernünftig und schlecht, wenn es darum geht, Schwäche oder Krankheit zu akzeptieren. Es kostet viel Kraft, ein solches inneres Streitgespräch auszutragen und es wäre wohl sinnvoller, diese Kraft zu nutzen, um wieder gesund zu werden. Solche „miesen inneren Freunde“ können wir nicht gebrauchen und in einer solchen Situation schon gar nicht. Da helfen Schonung, Aufmunterung, Wärme und ein guter Quendel- (wilder Thymian) oder Ingwertee schon einmal bedeutend besser.

Falls es Dich jetzt gerade erwischt hat, wünsche ich Dir schon einmal sehr gute Besserung und dass Du gut für Dich sorgst und Dich recht bald wieder erholst. Alles Gute für Dich!

Was gute oder schlechte Freunde oder verrückte Chefs noch so meinen können, darüber lies gern bei "mein bester Freund und ich". Sicher errätst Du es schon, es hat mit Selbstfürsorge und der inneren Stimme zu tun. 😉

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